Zu Beginn eines Projekts stehen die Verantwortlichen vor der großen Frage: Nach welcher Methodik sollen wir unser Vorhaben durchführen? Nach dem traditionellen Wasserfallmodell oder besser agil?
Wie der Name Wasserfallmodell schon andeutet, folgt das Vorgehen bei dieser Methode einer „Fließrichtung“ – eine Phase reiht sich an die vorangegangene, die Reihenfolge der Zwischenschritte ist nicht austauschbar. Der Projektverlauf entspricht hier einem kaskadenartigen Modell bestehend aus den Schritten Planung, Realisierung, Deployment und Abschluss.
In der Planungsphase werden Kundenwünsche beziehungsweise Erwartungen an das Projekt zunächst in Lastenheften dokumentiert. Das Ganze geschieht in natürlicher Sprachverwendung, um eine reibungslose Kommunikation zwischen Entwicklungsabteilung und der nichttechnischen Belegschaft sicherzustellen. In Pflichtenheften wiederum finden sich die Lösungsansätze dazu, also die technische Realisierung. In den Folgephasen werden diese im Vorfeld theoretisch erarbeiteten Spezifikationen umgesetzt, getestet und in Betrieb genommen.
User Stories: Kleine Geschichten beschreiben die Arbeitsschritte
Bei einer Gestaltung des Projekts mithilfe Agiler Methoden (wie beispielsweise Scrum) beschreiben die zu Beginn festgelegten Anforderungen lediglich die Kernerwartungen. In Form sogenannter User Stories, die wiederum der größeren Aufgabeneinheit Epics untergeordnet sind, brechen Anwender:innen diese Erwartungen auf wenige einfach formulierte Sätze herunter. Ihre Struktur zielt dabei auf die Beantwortung von W-Fragen ab:
- Wer (Rolle der Anwender:innen)?
- Was (Funktion)?
- Warum (Nutzen, Mehrwert)?
In der Praxis könnte eine User Story folgendermaßen formuliert sein: „Als Finance User möchte ich auf dem Rechnungsbeleg automatisch die Lieferscheinnummer andrucken, um dem Kunden die Zuordnung der Rechnung in der Rechnungsprüfung zu erleichtern.“ Das Projektteam wiederum übersetzt diese kurzen Geschichten in passende Dienstleistungen beziehungsweise Produkte.
Dafür sortiert das Team die gesammelten User Stories zunächst. Sie werden priorisiert und sogenannten Sprints zugeordnet, die als Kleinprojekte im Gesamtvorhaben fungieren. Die nach Umsetzung einer User Story erzielten Arbeitsergebnisse werden direkt vom User getestet und bestätigt – oder gegebenenfalls optimiert. Noch in der Testphase befasst sich das Team bereits mit weiteren User Stories der Anforderungsliste. Dabei ist es auch möglich, völlig neue Erwartungen in den Prozess zu integrieren – etwa, weil sich im Projektverlauf anderslautende Erkenntnisse ergeben und/oder die User in der Zusammenarbeit mit dem Projektteam weitere Wünsche entwickeln. Auch können Ideen, die sich letztendlich als irrelevant für das Projekt herausstellen, dank der wendigen Arbeitsweise relativ unkompliziert wieder fallengelassen werden.
Flexibilität Agiler Methoden vs. Planungssicherheit im Wasserfallmodell
Im Gegensatz zum Wasserfallmodell laufen die Phasen im Agilen Projektmanagement also nicht sequentiell beziehungsweise linear, sondern parallel zueinander ab.
Es wird keine im Vorfeld ausführlich festgelegte Theorie umgesetzt, vielmehr erarbeitet das Projektteam die tatsächlichen Erfordernisse zum großen Teil erst im Prozess und in enger Abstimmung mit den Anwender:innen. Agile Methoden versprechen also besondere Flexibilität. Die Wasserfallmethode bietet dafür mit ihrer durch und durch festgelegten Vorgehensweise zumindest in der Theorie eine ausgesprochen hohe Planungssicherheit.
Wir hoffen, Sie bleiben dran – in unserem nächsten Artikel wollen wir in die Tiefe gehen und die grundlegenden Eigenschaften der beiden Projektmethoden genauer beleuchten. Außerdem werden wir die Voraussetzungen für ihr jeweiliges Gelingen erörtern. Dann können Sie selbst beurteilen, welche Methodik am besten zu Ihrem Vorhaben passt. So viel schonmal vorab: Unserer Meinung nach ist es oft eine Mischform.