
Teamleiter agieren als Brücke zwischen operativem und strategischem Bereich und vereinen oft die Rollen von Fachkraft und Führungskraft – eine anspruchsvolle Position, die nicht allen liegt. Denn nicht jede exzellente Fachkraft kann auch Menschen führen und fördern. Michael Zain gelingt die Herausforderung. Interessante Einblicke dazu gibt er uns im folgenden Interview:
Herr Zain, was macht eine gute Führungskraft aus?
Eine gute Führungskraft sollte unter anderem Vorbild sein. Wenn ich möchte, dass meine Mitarbeiter pünktlich sind, gilt für mich das Gleiche. Außerdem ist es wichtig, den persönlichen Austausch und eine vertrauensvolle Feedbackkultur zu pflegen. Klare Informationen über die Unternehmensziele sind ebenfalls entscheidend, selbst wenn ihre Umsetzung nicht in der direkten Verantwortung des jeweiligen Mitarbeiters liegt – damit alle wissen, woran sie arbeiten und sich als Teil des Ganzen fühlen.
Welche Vorrausetzungen bringen ideale Bewerberinnen und Bewerber mit, was ist Ihnen wichtig?
Ich bin offen für die unterschiedlichsten Lebensläufe. Engagierte Quereinsteiger können äußerst fähig sein oder werden, wenn die Bereitschaft zur Einarbeitung da ist. Ich habe diesbezüglich positive Erfahrungen gemacht. Die Grundlage sind natürlich gute Umgangsformen und ein professionelles Auftreten sowie Interesse an der Tätigkeit.
Haben Sie auch Erfahrungen als Quereinsteiger gemacht – wie verlief Ihr eigener Werdegang?
Mein beruflicher Werdegang begann in der DDR mit einer Ausbildung zum Schlosser, nach der Wende absolvierte ich eine weitere Lehre zum Kaufmann im Groß- und Einzelhandel.
In der Gesundheitsbranche habe ich mich Schritt für Schritt hochgearbeitet: zunächst als Auslieferer von Hilfsmitteln für einen Leistungserbringer; dann dort im Innendienst, unter anderem in der Sachbearbeitung. Später als Werkstatt- und Fuhrparkleiter. Nach zehn Jahren wechselte ich zu einem anderen Healthcare-Unternehmen, wo ich direkt ein Team von zehn bis zwölf Mitarbeitern führte. Bei Trenkwalder arbeite ich nun seit fast fünf Jahren auf der Dienstleisterseite für Leistungserbringer.
Ich habe gehört, Sie haben sich auch in die IT eingearbeitet?
Ja, neben meinen anderen Aufgaben habe ich noch ein Fernstudium zum Datenbankentwickler abgeschlossen und im IT-Support sowie bei der Implementierung von Software mitgewirkt. Es gab bei mir schon immer die Affinität dazu, die Technik hinter der Dienstleistung zu verstehen, mehr wissen zu wollen. Meine Offenheit für Quereinsteiger-Lebensläufe ist sicherlich zum Teil darin begründet, dass ich ebenfalls schon verschiedenste Erfahrungen sammelte.
Damit haben Sie Expertise in diversen Bereichen. Ist es als Teamleiter schwierig, nicht ständig alles nachzukontrollieren, wenn man genau weiß, wie es funktioniert?
Ich neige nicht zum ständigen Nachkontrollieren. Wo ich Stärken sehe, vertraue ich. Wenn es Probleme gibt, unterstütze ich. Ich betrachte also vor allem die positive Seite an der Doppelrolle Fach- und Führungskraft: Umso besser ich mich inhaltlich auskenne, umso leichter lässt sich das Potenzial meiner Mitarbeiter einschätzen. Auf dieser Basis gebe ich allen im Team die Menge an fachlichem Input, die jeweils benötigt wird – um mich dann auf meine weiteren Aufgaben als Teamleiter konzentrieren zu können. Gutes Fachwissen ermöglicht auch, die Arbeit beziehungsweise Machbarkeit der Ziele realistisch zu beurteilen. So werden Frustrationen im Team vermieden.
Welche Fähigkeiten haben Sie bereits mitgebracht und welche mussten Sie sich aneignen, um eine gute Führungskraft zu werden?
Dass es mir Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen, zeigte sich bereits früh. Schon in jungen Jahren beteiligte ich mich zum Beispiel gerne an der Organisation von Schulaktivitäten wie etwa Sportfesten. Aber im beruflichen Umfeld musste ich diesbezüglich natürlich einige Kompetenzen erlernen: den Überblick zu behalten, mich zu organisieren, Aufgaben zu delegieren, die Kommunikation mit dem Team. Und in dem Zusammenhang natürlich auch, unangenehme Themen anzusprechen.
Unbequeme Themen sind ein gutes Stichwort: Wie gehen Sie mit den Belastungen als Führungskraft um?
Ich stehe im engen Austausch mit meinen Kollegen und, sofern es gemeinsame Projekte betrifft, auch mit Partnern wie beispielsweise Beispiel Wende Wilke (Geschäftsführerin der RELIVO GmbH). Vor wichtigen Entscheidungen hole ich mir dann auch mal Rat und frage: Hast du schon eine vergleichbare Erfahrung gemacht, wie siehst du das? Es ist immer hilfreich, andere Perspektiven zu berücksichtigen. Wenn ich weiß, dass ich in schwierigen Situationen alle Möglichkeiten abgeklopft habe, bin ich mit mir im Reinen.
Wie sorgen Sie in Ihrer Freizeit für Ausgleich?
Zusammen mit meiner Familie und unserem Hund bin ich gerne draußen in die Natur, wir campen dort und verbringen unsere Zeit im Wald oder am See. Außerdem kann ich beim Motorradfahren den Kopf gut frei bekommen.
Was würden Sie einem Arbeiternehmer oder einer Arbeitergeberin am Beginn der Karriere raten?
Den eigenen Weg gehen. Sich trauen und nicht ausbremsen lassen. Das kann unter um Umständen sogar bedeuten, die Branche zu wechseln. Dass ich gelernter Verkäufer bin, heißt nicht, dass ich nicht später KI programmieren kann – oder umgekehrt. Heutzutage ist viel mehr Flexibilität möglich und oft auch nötig.
Lieber Herr Zain, danke Ihnen sehr für die spannenden Einblicke!
Danke auch Ihnen!